Was ist Tasmota? Einführung in ein Cloud-Free Smart Home

Du hast vielleicht den Hype um Tasmota in der Smart-Home Community mitbekommen oder vielleicht auch nicht. Dennoch möchte ich in meinem Blog das Thema Tasmota gerne mit aufgreifen und dir erklären, was genau Tasmota eigentlich ist und was du damit anfangen könntest doer kannst.

Im Prinzip ist Tasmota eine sehr clevere Software, die auf diversen Smart-Home Geräten läuft, die einen ESP Chipsatz verwenden. Diese Geräte können dann über dein WLAN per MQTT kommunizieren. Es werden eine Vielzahl an Geräten und Peripherie direkt unterstützt, wie zum Beispiel Tuya/Smart Life Produkte oder auch Wemos D1 Mini.

Was ist also das Besondere an dieser Firmenware und warum solltest du diese auch auf deine Geräte flashen?
Der Hauptgrund dafür ist, dass die Geräte mit Tasmota nur über dein lokales Netzwerk kommunizieren. Du brauchst also keinen Cloud-Server und die Daten bleiben direkt bei dir vor Ort.

Solltest du dich näher mit dem ESP32 beschäftigen wollen (Nachfolger vom ESP8266) dann schau doch gerne hier vorbei: Was ist der ESP32 – Wie funktioniert er und was kann der ESP32?

Wie funktioniert die Cloud hinter den Smarten Geräten?

Wenn du zum Beispiel eine der chinesischen Glühlampen mit „Smart-Life“ besitzt und diese über die App des Herstellers betreibst (um die du eigentlich nicht herumkommst) gehen deine gesamten Daten einmal an einen Server nach China, werden dort verarbeitet und wieder zurück zu deiner Glühlampe. Und das nur, um dein Licht per App einzuschalten.

Dies führt unter anderem zu Verzögerungen in der Verbindung von wenigen Sekunden. Diese Verzögerung kann man natürlich hinnehmen. Gerade bei einer Glühlampe sind 2 Sekunden Verzögerung natürlich unkritisch.

 ABER du gibst alle deine persönlichen Daten, wie Name, Adresse, Kontaktdaten und je nach Gerät viele weitere Daten einfach an einen chinesischen Hersteller preis. Das nur, um zum Beispiel eine Glühlampe per App zu steuern.

Warum kann eine Cloud schlecht sein?

Was mich persönlich dabei am meisten stört, ist, dass man nichts dagegen tun kann. Man ist gezwungen, die Apps der Anbieter zu verwenden und damit seine Nutzerdaten und eventuell auch persönliche Daten preis zu geben.

Habe ich nun mein ganze Haus mit Tuya-Geräte ausgestattet und Tuya beschließt irgendwann, den Server einfach abzuschalten, kann ich keines meiner Geräte mehr verwenden… Damit meine ich, es funktioniert dann keines der Smarten-Geräte mehr. Ich kann diese weder ein noch ausschalten. Mir bleibt nur das Ziehen des Steckers.

Der Grund für diese Art von Kontrolle ist natürlich die Cloud. Weil ohne die Verbindung und Kommunikation der Geräte mit dieser Cloud können die Geräte nicht funktionieren.

Natürlich betrifft das nicht alle Smarten-Geräte am Markt, dennoch eine beachtlich große Menge.

Ich will damit auch nicht behaupten, dass alle Cloud-Anbieter im Bereich der Smart-Home-Geräte schlecht sind. Für viele Leute bilden diese Anbieter dem Kunden einen einfachen Einstieg in den Bereich um Smart-Home. Wenn du dich jedoch gerade über Tasmota informierst, denke ich, dass du gerade genau über diese Punkte nachdenkst.

Sobald deine Geräte mit Tasmota geflashed sind, gibt es keine Cloud mehr. Du hast die vollständige Kontrolle über das Gerät, welches sich in deinem lokalen Netzwerk befindet. Keine persönlichen Daten verlassen dein Haus und somit sinkt das Risiko, dass Dienste oder Clouds abgeschaltet werden für dich auf 0.

Warum sollte ich meine Daten aus der Smart-Cloud holen?

Denke nur mal an den Elektroschrott, der entsteht, wenn einer der großen Anbieter irgendwann seine Server abschaltet und die Smarten-Geräte plötzlich von heute auf morgen unbrauchbar sind. Natürlich kurbelt, dass die Wirtschaft weiter an, aber unserer Umwelt kommt dies auf keinen Fall zugute.

Natürlich betrifft das auch wieder nicht alle Anbieter am Markt. Dennoch vertreiben viele große Anbieter sogenannte closed-source-produkte, welche natürlich dauerhaft unter der Kontrolle des Herstellers liegen. Oder kannst du dir sicher sein, dass ein Unternehmen wie TUYA lebenslang Bestand hat und nicht irgendwann plötzlich Konkurs anmeldet. Zumal die chinesische Politik auch sehr sprunghaft sein kann und Giganten am Markt wie Alibaba kurz vor den Ruin treiben oder Geschäftsfelder schließen.

Ich selber bin ein Befürworter für den Open-Source-Bereich und Open-Source-Projekte. Damit gibt man dem Nutzer alle nötigen Werkzeuge, um das Projekt oder das Produkt optimal zu verwenden. Zusätzlich kann man dadurch Geräte auch nach hinten raus weiter reparieren.

Tasmota ist ein großartiges Beispiel für den Open-Source-Projekte-Markt. Es ermöglicht dir, eine Vielzahl an closed-source Produkte in open Source Produkte zu verwandeln. Im Nachfolgenden zeige ich dir, warum Tasmota eine großartige Lösung ist.

Vorteile von Tasmota und was ist / kann Tasmota

Wenn das Gerät einen ESP8266 Chip enthält, kannst du dir nahezu sicher sein, dass irgendjemand da draußen bereits Tasmota auf dieses Gerät geflashed bekommen hat. Es gibt eine lange Liste mit Geräten, die direkt nach dem Auspacken mit Tasmota geflashed werden können. Die Konfiguration geschieht einfach durch die Auswahl innerhalb der Liste.

Auch lebt Tasmota von der Community. Ist ein Gerät nicht vorhanden, so kann ein Gerätevorschlag eingereicht werden oder sogar ein eigenes Projekt dazu erstellt werden. Auch wenn du mal dein eigenes Gerät bauen möchtest, kannst du Tasmota darauf verwenden und mit deiner eigenen Vorlage dem Netzwerk zur Verfügung stellen.

Zusätzlich gibt es viele Vorlagen im Netz zu finden, die Tasmota in seinen Möglichkeiten noch erweitert. Es gibt die Webseite: Blakadder Templates, welches ein umfangreiches Vorlagen-Repository ist. Hier kann man auch vor dem Kauf eines neuen Gerätes fix hereinschauen, um zu checken, ob auf dem neuen Gerät Tasmota bereits erfolgreich geflashed worden ist.

Leichtgewichtig und einfach in der Handhabung

Tasmota ist in der Installation ebenso vielseitig wie bei der Bedienung. Es ist sehr einfach aufzuspielen / zu installieren und es gibt mehrere Methoden für verschiedene Plattformen.

Ein Beispiel ist der Tasmotizer. Dieser kann die Firmenware deiner Wahl über eine serielle Schnittstelle oder USB Verbindung auf das Gerät flashen. Das Tool ist für Windows, Linux und Max verfügbar.

Wenn du mit einem Terminal vertraut bist, kann ESPTool eine gute Lösung für dich sein. Es handelt sich dabei um ein Python Script, welches das Flashen von Firmenware auch über eine serielle oder eine USB Verbindung ermöglicht.

Auch kannst du mit Tuya-Convert viele Geräte sogar direkt „over the air“ flashen. Also ohne überhaupt einen Lötkolben für eine serielle Verbindung in die Hand zu nehmen. Dies ist besonders nützlich, um Tasmota auf Geräte zu bringen, dessen Gehäuse schwer oder vielleicht auch gar nicht zu öffnen ist.

Stabile und schnelle Kommunikation über MQTT

Tasmota kommuniziert über das leichtgewichtige Kommunikationsprotokoll MQTT.

Message Queuing Telemetry Transport (MQTT) ist ein offenes Netzwerkprotokoll für Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M), das die Übertragung von Telemetriedaten in Form von Nachrichten zwischen Geräten ermöglicht, trotz hoher Verzögerungen oder beschränkter Netzwerke.

Quelle Wikipedia

Das führt dazu, dass beim Senden und Empfangen von Befehlen nahezu keine Verzögerung entsteht. Wenn du nun die Lichtfarbe ändern möchtest, reagiert das Gerät sehr schnell.

Wenn du bisher mit cloudbasierten Geräten gearbeitet oder für die Automation IFTTT verwendet hast, wird dich der Unterschied der Geschwindigkeit begeistern.

Tasmota - Übersicht eines Geräts im Netzwerk mit On / Off Toggle Funktion im MQTT

Beispielbild, wie ein Gerät in meinem Netzwerk (Local) angezeigt wird. Dieses kommuniziert per MQTT mit meinem MQTT Broker. Dazu folgt jedoch noch ein weiterer Beitrag.

Tazmotize deine Geräte

Ich hoffe, ich konnte dir hiermit einen kleinen hilfreichen Einblick in die Welt von Tasmota geben. Vor allem aber aufzeigen, warum es eine gute Idee ist, seine Geräte mit Tasmota für das Smart-Home zu flashen. Ich würde mich auch riesig über deine Gedanken zu dem Thema in den Kommentaren freuen.

Demnächst werden auch die ersten Anleitungen aus dem Bereich zum Flashen von Tasmota folgen. Sei gespannt und vor allem dabei :).

Bei Fragen komm gerne einfach auf mich zu. Ich freue mich über deine Kommentare und Anregungen.

1 Gedanke zu „Was ist Tasmota? Einführung in ein Cloud-Free Smart Home“

  1. Ich kann das alles nur bestätigen. Seit 3 Jahren arbeite ich mit Tasmota in Verbindung mit einem IObroker. Ich versuche nun gerade mit Rules Aufgaben direkt im Gerät zu lösen, z. B. dass ein Zwischenstecker einen Ladevorgang abschaltet und vom Netz trennt, wenn z.B. das Handy geladen ist und so nicht dauerhaft am Netz hängt.
    Mit einem ESP und einem Script habe ich meinen Zähler in der Wallbox mit Impulsausgang die Ladeleistung mit Handy und Tablet les- und schaltbar gemacht. Alles ohne Cloud!
    Tasmota ist extrem vielseitig.

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